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  • AutorenbildNicole Ludwigs

Naturgärten… Wozu eigentlich?



Vielleicht fragst du dich jetzt, wozu du eigentlich einen Naturgarten anlegen solltest. Rollrasen und Kirschlorbeerhecke sind doch auch schick und dazu viel unkomplizierter und pflegeleichter, oder?



Solche Gärten findest du bestimmt in deiner Nachbarschaft, beobachte sie mal. Lebt darin irgend etwas? Wohl kaum, was auch verständlich ist. Wenn man solche Gärten mal mit den Augen eines Tieres betrachtet, bieten sie weder Nahrung, noch Schutz, noch attraktive Brutplätze, sie sind praktisch nutzlose Platzverschwendung.

In solchen Gärten leben nicht einmal ihre Besitzer, denn sie wirken auch auf uns Menschen im Grunde wenig attraktiv oder einladend.

In den Kirschlorbeer-Gärten in meiner Nachbarschaft sehe ich jedenfalls immer nur dann jemanden, wenn wieder mal gegen diese verflixte Natur angegärtnert werden muss, die sich trotz allem partout nicht aus ihnen heraushalten will. Das ist anstrengend, frustrierend und kostspielig und außerdem oft alles andere als umweltfreundlich.

Mit einem Naturgarten hat man in der Tat zu Beginn mehr Mühe, mann muss sich informieren, beobachten, planen, vielfältige Lebensraumstrukturen anlegen und viele verschiedene Pflanzen setzen und säen. Dafür tobt schon nach kurzer Zeit das Leben im so gestalteten blütenreichen, spanenden und attraktiven Garten!

Menschen wie Tiere halten sich gerne in solchen Gärten auf, der Erholungswert ist vielfach höher, Kinder finden dauernd etwas spannendes zu entdecken und entwickeln eine ganz andere Beziehung zur Natur. Und wenn der Garten erst mal eingewachsen ist, macht er kaum noch Arbeit, da die robusten wie schönen Wildstauden kaum Wasser und Pflege benötigen und unerwünschten "Un"-Kräutern kaum Raum bieten. Sogenannte "Schädlinge" werden wie von selbst von "Nützlingen" im Schach gehalten. Und ganz nebenbei tut man auch etwas für den Erhalt der Artenvielfalt.



Wer kennt heute noch früher weit verbreitete Pflanzen wie die Wiesenflockenblume, den Natternkopf oder den Wasserdost? Während früher reich blühende Blumenwiesen unsere mitteleuropäischen Landschaften prägten, wie die Bilder der Impressionisten (hier Monet) noch eindrucksvoll zeigen, dominiert heute das Grün von Monokulturen und Hochleistungs-Futtergräsern. Ist es nicht unglaublich schade, was wir schon verloren haben?

Doch Pflanzen sind die Grundlage der Nahrungskette, wenn sie verschwinden, verschwinden auch die von ihnen abhängigen Insekten wie z. B. die Natternkopf-Mauerbiene. https://www.wildbienen.info/steckbriefe/osmia_adunca.php

Die Anzahl der Fluginsekten hat laut "Krefelder Studie" in den letzten 27 Jahren um 76 Prozent abgenommen. https://www.bmuv.de/faq/was-steht-in-der-krefelder-studie

Ohne die Bestäubungsleistung der Insekten würden wir z. B. auf einen Großteil unserer Lebensmittel, aber auch auf Pflanzenfasern für Textilien wie Baumwolle und bestimmte Kosmetikinhaltsstoffe verzichten müssen.



Noch schlimmer ist der Rückgang der Bodenlebewesen, denn sie tragen maßgeblich zur Bodenfruchtbarkeit bei. Dieser Mikrokosmos ist bisher kaum erforscht, wird aber seit Jahrzehnten durch die industrialisierte Landwirtschaft systematisch vergiftet. Die Folgen, die das haben wird, sind bislang kaum absehbar. Sie könnten noch weitaus schlimmer ausfallen als die Folgen des Klimawandels. Das ist doch ein Grund, öfter mal Bio-Lebensmittel zu kaufen, selbst wenn man dafür auf anderen, weniger sinnvollen Konsum verzichten muss, oder?

Darüber hinaus sind Insekten neben den Pflanzen die Basis der Nahrungskette unserer Tierwelt. Wird es an der Basis eng, leiden natürlich alle Tiere darunter. Und last but not least: All diese wunderschönen Pflanzen und Tierchen haben es allein schon um ihrer selbst willen verdient, dass wir ihnen ihren Platz in der Welt erhalten!



Die Artenvielfalt ist im Siedlungsraum inzwischen vielerorts höher als in der durchgehend von effizienten Mobokulturen verunstalteten freien Landschaft - u. a. hier nachzulesen: https://www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/medienmitteilungen/archiv/2015/medienmitteilunge

Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass viele Tierarten nur überleben können, wenn wir ihnen in unseren Gärten, Parks, auf Balkonen, Dächern und Friedhöfen etc. vorläufige Ersatzlebensräume anbieten. Diese sind außerdem wichtige Verbindungswege, sogenannte "Trittsteine", zwischen naturbelassenen Lebensräumen, denn die Tiere sind darauf angewiesen, dass sie sich bei klimatischen Veränderungen über diese Verbindungswege in geeignetere Lebensräume zurückziehen können. Auch für den Erhalt der genetischen Vielfalt sind diese wichtig, da diese in isolierten, abgeschnittenen Lebensräumen schnell verarmt.

Jeder Mensch, der ein Stückchen Land (oder auch nur einen Balkon) sein Eigen nennt, trägt also eine nicht unerhebliche Verantwortung für den Erhalt der mitteleuropäischen Artenvielfalt. Wer sich dessen bewusst ist, kann eigentlich gar nicht anders, als einen Naturgarten anzulegen.




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