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  • AutorenbildNicole Ludwigs

Aller Anfang ist schwer… Wie plant man einen naturnahen Garten?


Gartenplanung und -Anlage

 

Wenn man ein Haus geerbt oder gekauft oder sogar selbst gebaut hat, steht man erst mal vor einer riesigen Herausforderung: Wie gestaltet man seinen zukünftigen Garten (um)? Und das mit dem bisschen Geld, das einem bleibt?

Im Grunde so, wie man auch sonst größere Projekte angeht: Schritt für Schritt, vom Großen zum Kleinen.

Dies kann natürlich nur eine kurze Zusammenfassung sein, auf der Internetseite des https://naturgarten.org/ findest du weitere Informationen und auch sehr gute Fachliteratur zum Thema. Alle hier aufgeführten Schritte eignen sich in leicht abgewandelter Form auch für die Anwendung auf kleineren Flächen wie z. B. Vorgärten, einzelne Beete, Balkone oder sogar Gräber.

Bei der Planung und Anlage deines Gartens solltest du folgende zehn Schritte beachten:


  1. Ãœbersicht schaffen

  2. Der Traumgarten

  3. Planung fester Elemente

  4. Beleuchtung

  5. Lebensraumelemente

  6. Pflanzplanung

  7. Rasen/ Blumenwiese

  8. Finanzierung

  9. Anlage

  10. Pflege

 


1. Ãœbersicht schaffen

 

In welche Himmelsrichtung ist der Garten ausgerichtet? Bekommt er viel oder wenig Sonne? Ist der Boden eher feucht oder eher trocken, eher sandig oder eher lehmig, mager oder nährstoffreich? Aus welcher Richtung kommen Wind und Regen? Gibt es Schlagschatten von Gebäuden oder Gehölzen? Welche bereits dort wachsenden Pflanzen und Gehölze möchtest du erhalten? Gibt es Ausblicke, die erhalten bzw. Einblicke, die verstellt werden sollen? Wo befinden sich Leitungen oder die Zisterne unter der Erde? Zeichne am besten einen Plan auf Kästchen- oder Millimeterpapier, wobei ein bis Zwei Zentimeter einem Meter im Garten entsprechen sollten, je nach Größe des Gartens. Trage dort alle zusammengetragenen Informationen schriftlich oder zeichnerisch ein.

 

Lass dir für diesen Schritt ruhig Zeit, ein Garten verändert sich im Laufe des Jahres erheblich und du gewinnst so Zeit für die Finanzierung deiner Gartenpläne.

Natürlich kannst du dir bei der Planung auch durch einen der vielen Fachbetriebe helfen lassen, die wissen, wie man einen naturnahen Garten richtig anlegt. Auch Fachbücher wie Kleiner Garten naturnah oder Pflegeleichte Naturgärten gestalten sind bei der Planung sehr hilfreich.

 

Versuche außerdem, mögliche Tierfallen auf dem Grundstück wie unabgedeckte Schächte und Rohre, große Glasflächen u. ä. zu identifizieren. Entschärfe diese, indem du Schächte abdeckst oder Ausstiegshilfen anbringst, Glasflächen mit unauffälligen Mustern beklebst usw.


 

2. Der Traumgarten

 

Was nimmst du war, wenn du für einen Moment deine Augen schließt und an deinen Traumgarten denkst? Bestimmte Pflanzen, die du aus dem Garten deiner Kindheit kennst? Duftende Rosen, Mediterrane Kräuter zum Kochen, Obstbäume und Beerensträucher zum Naschen, einen Gemüsegarten, Schmetterlinge und Wildbienen auf einer bunten Blumenwiese, glitzerndes, plätscherndes Wasser, eine Hecke voller Vögel?

Träume ruhig groß, deine Träume den Möglichkeiten anpassen kannst du später immer noch. Und du meinst gar nicht, wie viel auf kleinstem Raum machbar ist!

Binde bei diesem Schritt bitte alle anderen zukünftigen Nutzer des Gartens ein, deinen Partner, deine Kinder, deine Tiere usw. Welche Wünsche und Bedürfnisse haben sie an den Garten? Haltet diese schriftlich fest und findet Kompromisse, wenn sich Wünsche widersprechen oder einfach nicht genug Platz für alles vorhanden ist. Dabei sollte jedes Familienmitglied auf seine Kosten kommen. Priorisiert die Wünsche und geht, wenn das Geld knapp ist, Schritt für Schritt vor.

 

Größtmögliche Pflegeleichtigkeit sollte übrigens kein Kriterium deines Traumgartens sein. Naturnah gestaltete Gärten sind an sich pflegeleichter als intensive Schnittrasen bzw. -Hecken und hochgezüchtete exotische Pflanzen. Aber alles was schön sein soll, erfordert ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und Pflege.

Mit dem, was heute in Bezug auf Gärten oft unter Pflegeleichtigkeit verstanden wird, kann man seiner ökologischen Verantwortung nicht gerecht werden. Und schön ist es erst recht nicht. Menschen, die sich um das ihnen anvertraute Stück Land möglichst wenig kümmern möchten, sollten sich vielleicht besser kein Haus mit Grundstück zulegen.

 

3. Planung fester Elemente

 

Welche Sitzplätze, Gartenschuppen, Müll- und Fahrzeugabstellplätze, Spielgeräte etc. benötigst du in deinem Garten? Plane diese nur so groß wie unbedingt nötig. Wenn du nur einmal im Jahr Gäste im Garten empfängst, benötigst du vielleicht gar keine so große Terrasse? Ziel ist es, möglichst wenig Bodenfläche zu versiegeln.

Sitzplätze und der Kompost sollten halbschattig gelegen sein oder durch Gehölze oder Pergolen zeitweise beschattet werden. In einer dunklen Ecke, in der eh kaum etwas wächst, könnte das Gartenhäuschen oder der mit Efeu bewachsene Mülltonnenunterstand Platz finden. Wünschst du dir ein Sumpfbeet oder einen Gartenteich, so könnten diese in einer eh feuchten Senke oder am Ende des Regenfallrohrs geplant werden.

Kleine Gärten werden am besten - statt durch nackte Gabionen, Maschen- oder Drahtgitterzäune - durch mit Kletterpflanzen wie Efeu, Clematis, Geißblatt, Kletterrosen, Him- oder Brombeeren begrünte Zäune abgegrenzt, größere durch arten-, blüten- und fruchtreiche frei wachsende Sichtschutzhecken.

Vielleicht zeichnest du die festen Elemente, die du benötigst, in der maßstabgetreuen Größe auf einen zweiten Bogen Papier, schneidest diese aus und arrangierst sie auf deinem Gartenplan? Es ist auch hilfreich, die vorgesehenen Elemente in der richtigen Größe auf dem Grundstück durch Seile, Schläuche, Rasenkalk o. ä. nachzubilden. So siehst du gleich, ob tatsächlich genügend Platz für alles vorhanden ist.

 

4. Beleuchtung

 

Des Nachts von unten beleuchtete Bäume und Sträucher sehen schön aus, aber sie irritieren unsere Wildtiere. Vögel fühlen sich in solchen Bereichen nicht ausreichend geschützt, außerdem bringt das Licht ihren Biorhythmus durcheinander (das gilt übrigens auch für uns).

Nachtaktive Insekten, die sich sonst am Mondlicht orientieren, fliegen im Licht einer Laterne so lange irritiert im Kreis, bis sie vor Erschöpfung sterben. Dass passiert in einem solchen Ausmaß, dass Fledermäuse schon u. a. allein deshalb bedroht sind, weil sie nicht mehr genug zu fressen finden. Diese und weitere Probleme fasst man unter dem Stichwort „Lichtverschmutzung“ zusammen. Um sie zu vermeiden, plane Lichtquellen bitte nur dort ein, wo diese für die sichere Benutzung von Wegen und Eingängen unbedingt notwendig sind. Sorge dafür, dass sie durch Zeitschaltuhren oder Bewegungsmelder so gesteuert werden, dass sie nur dann leuchten, wenn es nötig ist und nicht die ganze Nacht hindurch. Die Lichtquellen sollten möglichst bodennah angebracht sein und nach unten abstrahlen. Die Lichtstärke sollte auf das erforderliche Maß begrenzt, die Lichtfarbe so warm wie möglich sein.


 

5. Lebensraumelemente

 

Plane unbedingt Lebensraumelemente für die tierischen Besucher des Gartens ein. Da ist zunächst Wasser in Form von bodennah und erhöht angebrachten Schalen oder Tümpeln und Teichen zu nennen, denn kein Lebewesen kommt lange ohne Wasser aus. Und natürlich Nistmöglichkeiten für Vögel und Insekten, die aber bestimmten Anforderungen genügen müssen. Vieles, was man in Baumärkten und Gartencentern bekommt, ist leider nur bedingt geeignet, bitte informiere dich vor dem Kauf oder Bau hierüber im Internet, z. B. beim NABU oder auf wildbienen.info.

Ganz wichtig sind Elemente aus abgestorbenem Holz: eine Benjeshecke, ein Schnittholzhaufen in der Gartenecke, ein sonnig aufgestellter Baumstumpf ö. ä., da es Lebens- und Entwicklungsraum für viele Insekten zur Verfügung stellt.

Auch nicht verfugte Trockenmauern und Steinhaufen werden von vielen Tieren als Lebensraum genutzt. Schön aufgeschichtet, sehen diese auch gar nicht unordentlich aus.

Laub, das unter Bäumen und Sträuchern liegen bleiben darf oder in einer windstillen Ecke zu einem Laubhaufen aufgehäuft wird, ist z. B. Überwinterungsraum für den Igel. Damit dieser aber überhaupt eine Chance hat, in den Garten zu kommen, sollten Zäune durchlässig sein, indem man sie z. B. erst 10 cm über dem Boden an Pfählen befestigt oder irgendwo einen Durchschlupf belässt.

Auch Komposthaufen sind gerne genutzte Wohnräume und Überwinterungsorte. Gehe beim Umsetzen des Komposts im Herbst und Winter also bitte vorsichtig vor.

Und: Der Garten sollte insgesamt nicht zu übersichtlich und „aufgeräumt“ wirken, in solchen Gärten fühlen sich schutzbedürftige Wildtiere nicht wohl.

 

6. Pflanzplanung

 

Nun geht es an den für viele wohl schönsten Teil, die Planung der Bepflanzung. Zum Schutz der Artenvielfalt sollte deine Pflanzplanung zum größten Teil aus blühenden und fruchtenden, nektar- und pollenreichen, in Mitteleuropa heimischen Pflanzen bestehen.

 

Geh auch hier vom Großen zum Kleinen vor, beginne mit der Planung von Bäumen und Gehölzen. Dabei ist immer die mögliche Endhöhe und -breite der gewünschten Gehölze zu beachten und in den Gartenplan einzuzeichnen. Du findest diese Angaben in der Fachliteratur, im Internet oder auf den Seiten der Anbieter.

Wird das gewünschte Gehölz auch im ausgewachsenen Zustand die im Bebauungsplan der Stadt vorgeschriebenen Abstände zu Grundstücksgrenzen sowie Pflanzabstände nicht überschreiten? Wie viel Schatten wird es dann werfen und wohin?

Stellst du fest, dass das gewünschte Gehölz zu groß werden würde, dann schau dich lieber nach etwas anderem oder einer kleinwüchsigeren Sorte des Wunschgehölzes um. Unaufhörlich gegen die Wuchskraft eines Gehölzes anzuschneiden tut auf Dauer weder dir noch der Pflanze gut.

 

Arbeite, auch bei den folgenden Schritten - Säume und Blumenbeete - mit dem, was du hast. Wenn der Boden z. B. fett und lehmig ist, macht es wenig Sinn, dort unbedingt magerkeitsliebende Trockenrasenpflanzen ansiedeln zu wollen.

Wenn du dir in einem Garten mit fettem Boden ein mageres Beet mit z. B. mediterranen Kräutern wünschst, könntest du dieses als Hochbeet oder Kräuterspirale anlegen.

Dasselbe gilt für z. B. ein Gemüsebeet in einem Garten mit magerem, trockenen Boden. Ist dein Boden für deine Pläne zu nährstoffreich, kannst du ihn gegebenenfalls durch eine mehrjährige Anpflanzung von Starkzehrern wie Sonnenblumen und Kürbissen und das Abräumen von Schnittgut abmagern.

Wo der Boden feucht ist, plane Sumpf- und Gewässerrandpflanzen ein, wo es schattig ist, Pflanzen der Auwälder.

 

Plane deine Pflanzung am besten so, dass die gesamte Vegetationsperiode über immer etwas blüht, um möglichst lange Nahrung für die tierischen Gartenbesucher anzubieten. Frühjahrsblüher bringen schon ab Februar/ März Freude in den Garten, Spätblüher bieten auch den letzten Schmetterlingen und Wildbienen im Oktober noch Nahrung. Bäume und Sträucher, die Wildfrüchte ausbilden, stellen Vögeln wertvolles Winterfutter zur Verfügung, ebenso wie Stauden, die im Herbst stehen gelassen werden und Samen bilden dürfen.

Eine möglichst dichte und auch dornige Randbepflanzung kommt dem Schutzbedürfnis vieler Wildtiere entgegen. Schütterer Bewuchs an sonnigen, trockenen Stellen dagegen bietet Nistmöglichkeiten für bodenbrütende Wildbienen und Sonnenplätze für Schmetterlinge und Eidechsen.

 

Unsere heimische Pflanzenwelt bietet für jeden Standort wunderschöne Arten. Auf den Internetseiten von Wildstaudengärtnereien, die du ebenfalls auf der o. g. Internetseite bei den Fachbetrieben findest, kann man häufig nach dem jeweiligen Lebensraum filtern. Viele von ihnen stellen auf Anfrage auch gerne (meist gegen ein geringes Entgelt) Pflanzpläne für einen bestimmten Standort zusammen.

 

Gemüse- und Kräuterbeete sollten möglichst nah am Haus stehen, damit du nicht immer erst durch den ganzen Garten laufen musst, um eben etwas Salbei zu ernten.

Direkt am Sitzplatz bietet sich ein Beet mit Pflanzen an, die du besonders gerne magst, die duften oder einen hohen Schauwert haben. Aber auch Hochstauden wie der Wasserdost als zusätzlicher Sichtschutz am Sitzplatz wären hier eine Möglichkeit.

 

Informiere dich über die Lebensräume, natürlichen Materialien und Pflanzen, die in deiner näheren Umgebung vorkommen. Vielleicht kannst du sie in deinen Garten integrieren?

Natürlich kannst du auch bei der Planung naturnaher Pflanzungen die gängigen Gestaltungsgrundsätze der Farbenlehre und der Strukturierung nach Leit-, Begleit- und Bodendeckerstauden anwenden. Es gibt einige gute Bücher zu diesem Thema, z. B. Schön wild!, Tiere Pflanzen und Welche Pflanze passt wohin im Naturgarten?



7. Rasen und Blumenwiesen

 

Vermutlich hast du für die Mitte deines Gartens bereits einen Rasen vorgesehen. Aber warum eigentlich? Weil man das heute so macht?

Rasenflächen in Privatgärten sind eine recht moderne Erscheinung, die sich erst durchsetzen konnte, als man überall jederzeit preiswert Nahrungsmittel im Supermarkt kaufen konnte. Unsere Vorfahren hätten das als unnütze Platzverschwendung gesehen und die Fläche lieber mit Nutz- und Heilpflanzen bebaut.

 

Überlege, ob du einen Rasen wirklich nutzen würdest. Die meisten Menschen nutzen ihren Rasen - spätestens wenn die Kinder größer sind - nämlich kaum, mähen, wässern, düngen, vertikutieren diese kleine grüne „Wüste“ aber fleißig regelmäßig weiter.

Wenn du zu dem Schluss kommst, dass du eigentlich keinen Rasen benötigst, geh doch einfach mal unkonventionelle neue (alte) Wege und lege die Mitte Gartens als Wegfläche zwischen Blumenrabatten voller Wildstauden, Bauerngartenpflanzen, Gemüsebeeten u. ä. an. Oder pflanze dort einen prächtigen (Obst-)Baum. Oder säe eine hochwachsende, bunt blühende Blumenwiese aus, in die du lediglich Wege einmähst.

 

Wenn du zu dem Schluss kommst, dass du tatsächlich Nutzrasen benötigst, der betreten und bespielt werden soll, lege diesen bitte nur so groß wie unbedingt nötig an. Der Saatgutproduzent Rieger-Hofmann hat z. B. Eine Mischung von Wildgräsern im Angebot, die belastbar und schnittverträglich sind, aber nicht so viel Pflege und Wasser benötigen wie der übliche Einheitsrasen. Randbereiche, die seltener gemäht werden, könnten mit einer Blumenkräuterrasen- oder Blumenwiesen-Mischung oder mit einem Schmetterlings- und Wildbienensaum eingesät werden. In trockenen, sandigen Gärten, auf Wegen und Stellplätzen ist auch ein Blumenschotterrasen eine gute Alternative.

Wenn du nur kleinere Mengen von Saatgut benötigst, findest du diese online bei einigen Wildblumen-Gärtnereien.

 

8. Finanzierung

 

Bei der Kalkulation der Kosten kann man einiges an Geld einsparen, indem man viele Arbeiten selbst oder mit Hilfe von Freunden durchführt. Inspiration und Anleitung hierfür bieten Bücher wie z. B. Das Naturgartenbaubuch I und II. Leihe dir benötigte Werkzeuge und Fahrzeuge bei Nachbarn, Baumärkten oder Fachfirmen, statt sie zu kaufen. Berechne benötigte Mengen sorgfältig und kaufen nur, was nötig ist. Denke auch an die Kosten für die Entsorgung übriggebliebener Materialien. Überlege, ob du auf dem Grundstück bereits vorhandene oder beim Hausbau übriggebliebene Materialien z. B. als Wegebelag oder für eine Trockensteinmauer recyceln kannst? Auch in Kleinanzeigen wird man oft bezüglich übriggebliebener Bau-Materialien fündig.

Spare dir die Anlieferung von sogenanntem Mutterboden, er ist für die meisten heimischen Pflanzen viel zu nährstoffreich. Arbeite und plane mit dem Boden, den du hast. Der nährstoffarme Unterboden ist oft ideal für viele wunderschöne heimische Insektenmagneten wie z. B. den Natternkopf geeignet.

Viele Pflanzen können selbst gezogen werden oder du fragst andere Gartenbesitzer und Mitglieder des NaturGarten-Vereins, ob sie Ableger von deinen Wunschpflanzen übrig haben.

Ein Blick auf Angebote und Aktionswochen von Baumärkten o. ä. Kann sich lohnen, aber achte dabei auf Qualität. Auch hier gilt oft: wer billig kauft, kauft zweimal.

Als ökologisch bewusster Mensch solltest du bei der Auswahl von Gartenmaterialien auf Fairness und Regionalität achten. Kesseldruckimprägnierte heimische Hölzer sind genauso haltbar wie tropisches Teakholz, die Steine aus dem regionalen Steinbruch genauso schön, aber aufgrund besserer Arbeits- und Abbaubedingungen eventuell etwas teurer als Steine aus Übersee. Auf jeden Fall sind kurze Transportwege klimafreundlich.

 

Großflächige Rodungsarbeiten und Bodenvorbereitungen, für die Maschinen benötigt werden sowie alle komplexeren Bauten, die gefährlich werden könnten, wie höhere Mauern, große Teiche, Wasser- und Elektroinstalationen, aufwendige Wege und Pflasterungen etc. solltest du lieber den Fachleuten überlassen. Fehler, die man hier macht, begleiten einen jahrzehntelang, können zu juristischen Konsequenzen führen und ihre Beseitigung kann teuer werden.

Hol dir hierfür mehrere Angebote ein. Plane etwa 10 Prozent Mehrkosten für Unvorhergesehenes ein und teilen deine Wünsche und Bauabschnitte nach Prioritäten ein. Wenn auf halber Strecke das Geld ausgehen sollte, sind so die wichtigsten Dinge schon erledigt und weitere Bauabschnitte können später nachgeholt werden.

 

9. Anlage

 

Plane für die Anlage deines Gartens genügend Zeit ein, auch für Unvorhergesehenes wie schlechtes Wetter oder Lieferverzögerungen.

Nach Abschluss der Bauarbeiten bereitest du den Boden für die Pflanzung bzw. Ansaat vor: Entferne jeglichen Bewuchs von der Fläche, die bepflanzt werden soll, entferne Wurzeln (besonders von Unkräutern) und Steine, lockere den Boden mit einer Grabegabel oder Egge und lass ihn sich einige Wochen setzen. Entferne kurz vor der Pflanzung erneuten Aufwuchs und reche für eine Ansaat die Bodenoberfläche zu einem feinkrümeligen Saatbett.

Bauarbeiten und Bodenvorbereitung sollten bis zum März/ April bzw. September/ Oktober eines Jahres abgeschlossen sein, da in diesen Monaten der beste Zeitpunkt für Pflanzung und Ansaat von Gehölzen und Blumen ist. Ich persönlich empfehle die Pflanzung und Ansaat im Herbst, da die Frühlingsmonate immer trockener werden und man sich so eine Menge Gießarbeit sparen kann. Kaltkeimer keimen bei der Herbstansaat schon nach wenigen Monaten. Außerdem kann man im Herbst direkt die Frühjahrsblüher dazwischen pflanzen und stört so den Wurzelraum der Pflanzen nicht unnötig.

 

Fange auch hier mit den Gehölzen an. Verteile sie mit genügend Abstand auf der Fläche, bis dir das Ergebnis gefällt und pflanze sie nach u. g. Anleitung ein. Dann verteile die Stauden dazwischen und prüfe ihre Anordnung. Achte auch hier auf ausreichende Pflanzabstände, die in der Fachliteratur oder auf den Internetseiten der Händler angegeben sind. Hebe nun ausreichend große Pflanzlöcher aus, lockere den Boden des Pflanzlochs noch ein wenig mit einer Grabegabel und gebe gegebenenfalls etwas organischen Dünger wie Kompost oder Hornspäne in die Pflanzgrube. Entferne die oberste Erdschicht des Topfballens, da diese verunkrautet sein kann, und setze die Pflanze ein, in welcher Tiefe ist je nach Art verschieden. Informiere dich hierüber im Vorfeld. Die meisten Pflanzen werden so tief in den Boden gesetzt, dass die Oberfläche des Topfballens kurz unter der Bodenoberfläche liegt. Fülle die Grube mit dem Erdaushub auf, lass aber einen Gießrand von 1 bis 2 Zentimetern stehen. Drücke die Erde etwas fest und fülle gegebenenfalls etwas Erde nach.

Wenn alle Gehölze und Stauden eingepflanzt wurden, verteile standortgerechte Blumenzwiebeln dazwischen. Diese Frühjahrsblüher sollten insektenfreundlich und verwilderungsfähig sein, d. h. sich von selbst vermehren. Du kannst sie in kleinen Tuffs dazwischen setzen oder wie zufällig sanft dazwischen werfen. Dort, wo die Zwiebeln zum Liegen kommen, pflanzt du sie etwa doppelt bis dreimal so tief ein, wie die Zwiebel breit ist.

Abschließend kannst du Heckensäume, einjährige Sommerblumen oder Stauden in die Zwischenräume der Pflanzung säen. Das hat den Vorteil, dass der Boden durch den dichten Bewuchs gemulcht wird und Unkräuter weniger freien Boden vorfinden. Einjährige Sommerblumen keimen dann zwar schon im Herbst, blühen aber meist im nächsten Jahr zuverlässig.

Drücke die Ansaat gut an, bedecke sie aber nicht mit Erde, es sei denn auf der Saatguttüte steht etwas anderes. Die meisten heimischen Blumen sind Lichtkeimer. Nun gieße deine gepflanzten Gehölze und Stauden innerhalb des Gießrands kräftig, die eingesäten Zwischenräume sanft mit Brauseaufsatz an, um die Samen nicht davonzuschwemmen. Halte die Ansaat feucht, falls es in den nachfolgenden Wochen nur wenig regnen sollte. Bei Ansaaten von Blumenrasen und Wiesen sollte nach 6 bis 10 Wochen ein sogenannter „Schröpfschnitt“ erfolgen, um Samenunkräuter zu eliminieren.

 

10. Pflege

 

Wie bereits gesagt, benötigen naturnah gestaltete Gärten weniger Pflege als konventionell gestaltete. Standortgerecht gepflanzte heimische Pflanzen müssen in der Regel nicht gemulcht, gedüngt, mit Pflanzenschutzmitteln bestäubt, dauernd gegossen oder ausgeputzt werden. Der Einsatz von Herbiziden, Insektiziden, chemischen Düngemitteln oder Torf verbietet sich in einem naturnahen Garten sowieso.

Bleib entspannt. Blattläuse und Co. müssen noch nicht einmal mit Hausmitteln wie Seifenlauge o. ä. entfernt werden, im naturnah gestalteten Garten sind ihre Fraßfeinde nicht weit. Und es wäre doch Schade, wenn der Meisen- oder Marienkäfernachwuchs hungern müsste, weil du alle Blattläuse schon entfernt hast, oder?

 

Gartenarbeiten wie Rasen mähen, die Wiese sensen oder Laub vom Rasen harken macht der Naturgärtner mit mechanischen Werkzeugen, es sei denn, er hat eine sehr große Fläche zu pflegen. Damit arbeitet man achtsamer und schonender, das kann nahezu meditativ und entspannend sein und schont auch die Nerven der Nachbarn. Laubsauger, Mähroboter und Co. verletzten und töten unzählige kleine Tiere – u. a. auch Igel – und verbrauchen unnötig Energie. Bitte lass solche Geräte im Regal.

 

Wiesen müssen sowieso nur ein- bis dreimal pro Jahr gemäht werden, Blumenkräuterrasen vier- bis achtmal, wobei das Schnittgut immer abgeräumt werden sollte. Bäume und Sträucher solltest du nur schneiden, wenn es unbedingt notwendig ist, und dann am besten im August/ September nach der Vogelbrut. Wenn du bei der Planung auf die künftige Wuchshöhe und -breite sowie die passenden Abstände zu Grundstücksgrenzen und benachbarten Pflanzen geachtet hast, sollte das auch gar nicht so oft nötig sein. Gehölzschnitt sollte als Lebensraum „Totholz“ im Garten verbleiben. Auch hierzu gibt es großartige Bücher in NaturGarten-Shop, z. B. Der sanfte Schnitt oder Rasen und Wiesen im naturnahen Garten.

 

Gieße deinen Garten nur in langen Trockenphasen, wenn die Pflanzen schon erkennbar die Blätter hängen lassen. Heimische Pflanzen sind hart im nehmen und erholen sich schnell. Eventuell hast du schon bei der Planung auf trockenheitsverträgliche Pflanzen geachtet, so musst du dir auch keine großen Gedanken um eine Urlaubsvertretung im Garten machen. Pflanzen in Gefäßen und feuchtigkeitsbedürftige Pflanzen müssen natürlich häufiger gegossen werden. Gieße selten, aber ausgiebig, so dass das Wasser auch tiefere Bodenschichten erreicht, und optimalerweise am frühen Morgen. Alternativ auch abends, aber bitte nicht in der prallen Mittagssonne.

 

In den ersten ein- bis zwei Jahren nach der Pflanzung solltest du regelmäßig unerwünschte Kräuter jäten, dabei hilft z. B. das Buch unkrautEX. Jäte aber nur, was du erkennst. Es könnte ja sein, dass sich da eine richtige wilde Schönheit gerade von selbst in deinem Garten ansiedelt? Warte im Zweifelsfall, bis die Pflanze blüht und du sie sicher bestimmen kannst. Dann solltest du unerwünschte Pflanzen aber unbedingt vor der Samenreife jäten, das kann manchmal nur ein Zeitraum von wenigen Tagen sein.

Gehölzsämlinge passen zumeist von Größe und Ausmaß der erwachsenen Pflanze nicht an den Ort, den sie sich selbst gesucht haben, und müssen dann natürlich entfernt werden.

In einem gut eingewachsenen Naturgarten haben Unkräuter keine Gelegenheit mehr, sich breitzumachen, hier brauchst du den Bestand nurmehr sanft zu lenken. Denn heimische Wildkräuter vermehren sich und sind unterschiedlich durchsetzungsstark. Ein Naturgarten ist wie die Natur selbst in dynamischer Bewegung, du kannst dich also jedes Jahr auf neue Pflanzenbilder freuen.

Jäte Pflanzen, die sich zu stark ausbreiten oder zartere Pflanzen zu überwuchern drohen, aber arbeite immer mit der Natur. Wenn sich eine bestimmte Pflanze auf deinem Gartenboden besonders wohlfühlt, eine andere aber gar nicht, dann solltest du das akzeptieren. Vielleicht findest du für letztere einen geeigneteren Standort in deinem Garten? Oder du verschenkst sie an andere Gärtner mit besseren Standortbedingungen für diese Pflanze.

 

Ein sogenannter „Remontierschnitt“ kurz nach der Blüte von früh blühenden Stauden (etwa im Juni) führt bei vielen Arten zu einer schwächeren Nachblüte im Spätsommer, über die sich die Insekten in dieser sonst blütenarmen Zeit freuen.

 

Der Anbau von Obst und Gemüse macht etwas mehr Arbeit, bitte informiere dich hierzu in der einschlägigen Fachliteratur.

 

Lass das Laub im Herbst unter Bäumen und Sträuchern liegen und die vertrockneten Blätter und Stängel der Stauden stehen. Sie sind wertvolle Überwinterungsstrukturen für Insekten. Du kannst sie nach den ersten warmen Tagen im Frühjahr entfernen, musst das aber nicht. Die Natur kennt keinen Abfall, sie regelt das schon. Du könntest auch einen Kompromiss eingehen und solche Strukturen dort, wo sie (Nachbarn) ins Auge fallen, entfernen, in weniger gut einsehbaren Gartenbereichen aber stehen lassen.

Teiche müssen im Herbst von überflüssigem Pflanzenmaterial gesäubert, Trockenmauern im Frühjahr auf Standfestigkeit und Intaktheit überprüft werden.

 

Aber das war's im Großen und Ganzen schon.

Puh, ganz schön viel Text, oder? Aber keine Sorge, fang einfach an, den Rest lernst du Schritt für Schritt dazu. Du musst ja auch nicht alles auf einmal umsetzen, fang am Besten mit einer kleinen Fläche an. Jetzt aber rauß und genieße deinen blühenden, brummenden, zwitschernden, flatternden, lebendigen Garten!



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